Die Magie der Musik im Alexius/Josef Krankenhaus

(26.02.2025) Wer den Raum 35 im Alexius/Josef Krankenhaus betritt, spürt sofort die Magie der Musik: Ein Ort voller Instrumente, die zum Ausprobieren einladen. In der Mitte ein Stuhlkreis, der Raum für Begegnung und Heilung bietet. Johannes Reichert, Musiktherapeut mit 34 Jahren Erfahrung im Alexius/Josef Krankenhaus, schafft mit seiner offenen Art eine Atmosphäre, in der Hemmungen schnell verfliegen. „Musik drückt aus, was wir nicht in Worte fassen können“, erklärt er. Besonders die Arbeit in der Psychiatrie liegt ihm am Herzen, da sie ihm erlaubt, Emotionen in ihrer Tiefe zu begleiten.

Johannes Reichert im Musiktherapieraum des Alexius/Josef Krankenhauses

Hören und Spielen als Schlüssel

In den Sitzungen geht es um zwei Schwerpunkte: das Hören und das Spielen von Musik. Beim Hören wählen die Teilnehmenden ein Musikstück aus, das Erinnerungen weckt. Gemeinsam wird es reflektiert und die Wirkung auf die Teilnehmenden besprochen. Im zweiten Teil wählen die Teilnehmenden ein Instrument aus, das ihre aktuelle Gefühlslage widerspiegelt. „Musik kann gezielt Einfluss auf die Gefühlslage nehmen“, sagt Reichert. Durch Improvisationen und die Gruppendynamik entsteht eine tiefgreifende Interaktion, bei der Gefühle wie Wut, Trauer und Freude spontan Ausdruck finden. „Es ist berührend zu sehen, wie Menschen sich nach und nach mehr zutrauen“, so Reichert.

Musiktherapie als individuelle Reise

Musiktherapie hilft nicht nur, emotionale Blockaden zu überwinden, sondern bietet auch einen Raum für Selbstfindung. „Das Wichtigste ist, den Menschen Rüstzeug mitzugeben, damit sie nach ihrer Entlassung besser im Leben klarkommen“, erklärt Reichert. Die Sitzungen sind nicht nur ein Moment der Auseinandersetzung mit der eigenen Gefühlswelt, sondern auch ein Raum, in dem die Patientinnen und Patienten neue Perspektiven auf ihr Leben entwickeln können. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür zeigt eine kürzlich durchgeführte Sitzung: Während eines Liedes verspürte eine Patientin plötzlich den starken Wunsch, zu tanzen – doch sie traute sich nicht. Durch gezielte Nachfragen wurde deutlich, dass sie in ihrem Leben oft ihre Gefühle unterdrückte und nicht das tat, was sie wirklich wollte. Diese Erkenntnis war für sie ein entscheidender Moment. „Ich bin zuversichtlich, dass sie den Mut finden wird, ihrem Wunsch zu folgen“, sagt Reichert.

Die Musiktherapie bietet eine wertvolle Gelegenheit, Emotionen zu verarbeiten, die mit Worten oft nicht greifbar sind. Die Patientinnen und Patienten entdecken durch den therapeutischen Prozess häufig ihre eigenen Stärken und finden Zugang zu inneren Ressourcen, die sie zuvor nicht kannten. „Es ist berührend zu sehen, wie sich jemand, der anfangs unsicher ist, nach und nach mehr zutraut – sei es, laut zu spielen oder ein herausforderndes Instrument zu wählen“, schildert Johannes Reichert. Musik wird so zu einem Mittel der Selbstfindung und des persönlichen Wachstums, das die Heilung auf einer tieferen Ebene ermöglicht.

Dass Musik einen tiefgreifenden Einfluss auf die Psyche hat, ist längst wissenschaftlich belegt. Schon der Schriftsteller Victor Hugo wusste: „Musik drückt aus, was man nicht sagen kann und worüber schweigen unmöglich ist.“ Diese Erkenntnis trifft auch auf die Musiktherapie zu, die den Patientinnen und Patienten im Alexius/Josef Krankenhaus hilft, ihre Gefühle zu ordnen, Heilung zu erfahren und neuen Lebensmut zu finden.