Zähneknirschen, Magersucht, Reizdarm – so unterschiedlich diese Beschwerden sind, eines haben sie gemeinsam: Sie alle zählen zu den psychosomatischen Erkrankungen, bei denen trotz Symptomen keine körperliche Ursache gefunden werden kann. Vielmehr stecken psychische Belastungen dahinter. Linderung und Hilfe schaffen dann Psychotherapie – und Hypnose. Zu diesem Thema treffen sich am 24. und 25. Juni Psychotherapeuten, Ärzte und weitere im Gesundheitsbereich tätige Experten im Rahmen der dritten Neusser Hypnosetage. Veranstaltet und ausgerichtet wird der Kongress vom psychiatrischen Alexius/Josef Krankenhaus an der Nordkanalallee. Auf dem Programm stehen Vorträge und Workshops, etwa zu Kurzhypnosen bei Kindern und Jugendlichen, zum entschleunigten Atmen oder zu Schmerzstörungen.
Mit Hypnose Veränderungen schaffen
Einer der Initiatoren ist Dr. Günter R. Clausen, Spezialist für Hypnosetherapie in der Psychosomatischen Spezialsprechstunde des Alexius/Josef Krankenhauses und Facharzt für psychosomatische Medizin. „Mit der Hypnose erreichen wir einen veränderten Bewusstseinszustand, in dem wir die neuronale Verschaltung im Gehirn ändern und unser Nervensystem wieder in Balance bringen können“, so Clausen. Dazu arbeitet der Psychiater und Psychoanalytiker mit inneren Bildern, mit Gefühlen, manchmal auch mit Geschichten, die Lösungen aufzeigen. So verlieren Situationen ihren Schrecken, etwa, wenn ein Patient traumatische Erfahrungen gemacht hat. „Bei Traumata ist die Situation häufig fest innerpsychisch verankert. Wenn eine Patientin beispielsweise einen Brand erlebt hat, können kleine Triggerpunkte wie Zigarettenrauch die inneren Bilder von damals wiederaufleben lassen. Die Hypnose ist eine psychotherapeutische Methode, mit der wir diese inneren Bilder auflösen und durch andere, etwa die beschützende Umarmung der Mutter, ersetzen können“, führt Clausen bildlich aus. So entstehe ein anderes Erleben der Situation, und die körperlichen Beschwerden gingen zurück. Wichtig dabei sei, dass der Patient auch bereit für die Veränderung ist.
Alltagshilfe: Selbsthypnose
In der Regel dauert eine Hypnose-Sitzung 50 Minuten, es gibt allerdings auch kurze, 15-minütige Entspannungshypnosen. Eine Behandlung erstreckt sich meist über einen Zeitraum von rund zehn Wochen. Je länger die Erkrankung bestand, desto fester sind die Strukturen – etwa bei der Magersucht – und desto länger dauert mitunter die Therapie. In der psychosomatischen Spezialsprechstunde von Dr. Clausen finden die Hypnose-Sitzungen meist als Gruppentherapie in Entspannungssesseln statt: „Die Gruppen sind je nach Krankheitsbild spezifiziert. Der große Vorteil ist, dass die Teilnehmenden voneinander lernen und sich Bewältigungsstrategien abschauen können“, erklärt Clausen. „Hier trainieren wir auch die Selbsthypnose, das entschleunigte Atmen oder die Gedanken-Stopp-Methode.“ Dies alles seien Hilfsmittel, die Patientinnen und Patienten selbst anwenden können. „Sie merken: Ich kann etwas bewirken. Das stärkt das Selbstwertgefühl und hilft im Alltag in stressigen Situationen“, ist Dr. Clausen überzeugt.